dieDAS
fellowship-
programm 2026

Collective Action / Active Collection
Von der Materialsammlung zur sozialen Praxis'

28. August bis 6. September 2026

Zusammenkommen. Sich annähern. Vergleichen. Kombinieren. Komponieren.
Kollektiv agieren.

Versammeln. Zusammenfassen. Anhäufen. Aufhäufen. Arrangieren
(und neu arrangieren). Aktiv sammeln.

All diese Aktionen, diese Tätigkeiten gehören zur Praxis des Sammelns. Als eine solche Praxis ist das Sammeln materiell, räumlich und sozial. Sammlungen sind mehr als nur eine Ansammlung verschiedener Dinge. Eine Sammlung bringt in jedem einzelnen ihrer Teile eine Bedeutung hervor, die – nähme man es für sich allein – so nie sichtbar werden würde, da sie stets erst im Verhältnis zu den anderen Teilen entsteht. Es sind die Regeln der Beschäftigung mit Objekten, Orten und Aktionen sowie die Ordnung, in die man diese bringt, die ein eigenständiges, wachsendes System entstehen lassen. Mit Verfahren der Mustererkennung und der Logik der Montage lassen sich in gelingenden Sammlungen überraschende Koinzidenzen sichtbar machen. Was uns solche Sammlungen zeigen, sind interpolierte und interpretierte Narrative: Sie bringen ein Ganzes zum Vorschein, das größer ist als die Summe seiner einzelnen Teile.

Neue Zeiten verlangen nach neuen Formen der Zusammenkunft.

Collection, das englische Wort für Sammlung, stammt vom Lateinischen colligere, was so viel bedeutet wie „an einem Ort oder in einer Gruppe zusammenkommen“ – ein Akt der Verortung (location), des gemeinsamen Auftretens (co-location), aber auch des radikalen Nebeneinanders, in dem es möglich wird, materielle, räumliche und soziale Erfahrung zu berücksichtigen. Im Rahmen des dieDAS Fellowship-Programms 2025–2026 laden wir Vertreter*innen ganz unterschiedlicher, aber sich ergänzender Disziplinen ein (Architekt*innen, Performer*innen, Künstler*innen, Autor*innen, Szenograf*innen, Soziolog*innen). Zusammen schaffen sie eine Gemeinschaft Gestaltender, wie sie beim Aktivieren eines Raums entsteht. Das Angebot, das diese Residency macht, liegt ebenso in der active collection (dem aktiven Sammeln) wie in der collective action (dem kollektiven Handeln). Beides wird in einen Dialog gebracht, sodass neue Begegnungen möglich werden. Drei Aktionen werden vorgeschlagen:

1. REPARIEREN
Etwas zu reparieren bedeutet, es wieder nutzbar zu machen – und zugleich zu entscheiden, was nicht mehr imstande ist, seinen ehemaligen Nutzen weiter zu erfüllen. Zur Kunst des Sammelns gehört auch das Bewahren: Akte der Reparatur und Aufrechterhaltung. Während die früheren Gebäude der Saalecker Werkstätten – in denen heute dieDAS – Design Akademie Saaleck untergebracht ist – gegenwärtig renoviert und umgebaut werden, wird eine Auswahl an Materialien, Einbauten und einzelnen Gegenständen (für manche Müll, den man aus dem Strom des Abfalls gefischt hat) zur Seite gelegt und den Fellows als Ressource bereitgestellt.  Die Fellows sollen mit diesem Materialarchiv, das während der Restauration und der Renovierung des historischen Gebäudes gerettet wurde, arbeiten. Dank einer Haltung, die dem Prinzip des „wie aufgefunden“ folgt, soll Reichtum im scheinbar Bescheidenen sichtbar gemacht werden, dazu die Nützlichkeit des angeblich Unnützen. Das ist beim Materialsammeln unser Werkzeug: Erinnerungen aufbewahren und Bedeutungen schaffen. Die Dekonstruktion des Hauses resultiert in einer Rekonstruktion in Form nun neu zusammengestellter architektonischer Fragmente. Erst deren temporäre Herauslösung aus dem Gebäude erlaubt die Kontextualisierung in einer neuen Konstellation.  

2. RÜCKBESINNEN
Unsere zweite kollektive Aktion besteht im Akt der Re-collection, des Sich-Erinnerns (an Objekte, Subjekte und Geschichten). Während des Fellowships soll dies fortwährend geschehen, um dabei eine Praxis des genaueren Hinsehens, des Zusammenbringens und eines Handelns auf Grundlage von Beobachtungen zu etablieren. Wir tun etwas, wir sammeln, alle für sich, aber gemeinsam – und lernen dabei. Offen für Koinzidenzen, für die Zufälle und dem eigenen Spürsinn folgend, werden alle Fellows eine Assemblage, Collage oder Montage entwickeln, die mit allen Sammlungen der anderen Fellows neu kombiniert werden kann.  

3. REAGIEREN
Zum Abschluss wird das traditionelle dieDAS-„Walk and Talk“ in eine Form der kollektiven Aktion überführt. Unsere dritte Form der Sammlung nimmt die Form eines Forums für die Zusammenkunft an, eines Symposiums über das Teilen, einer Schule für die Übung und eines Raums in der Zeit, um dabei innerhalb der dieDAS-Community belastbare Beziehungen zu knüpfen. Wir verstehen dies als Place-Making-Event; als ereignishaftes und zweckgerichtetes Ritual, mit dessen Hilfe Beziehungen etabliert und Ideen ausgetauscht werden können – ein „Theater“ der Einberufung einer Community mit dem Ziel, eine „Installation“ zu schaffen, in der uns allen – Fellows, Angestellte, Kurator*innen, Gäst*innen – eine aktive Rolle beim Place-Making zukommt.

Wir werden ein Happening inszenieren, das mit Strategien der politischen und theatralen Versammlung arbeitet, um dabei eine Form des „kreisförmigen Theaters“ zu choreografieren, in dem die Grenze zwischen Performance und Publikum – denen, die umherwandern, und denen, die sprechen – überbrückt und verwischt wird, um dabei einen geteilten, gemeinsamen Grund zu finden, auf dem wir uns alle bewegen.

Wir sammeln uns selbst, um handeln zu können.
Wir handeln, um uns selbst – und uns gegenseitig – zu sammeln.

Rozana Montiel
Künstlerische Direktorin, dieDAS – Design Akademie Saaleck, 2025–2027

Musterkollektion der dieDAS Design Akademie

Sammlung: Speicherschichten aus den ehemaligen Saalecker Werkstätten, die heute dieDas Design Akademie beherbergen

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