dieDAS
fellowship-
programm 2023

Monumental Affairs - Leben mit umstrittenen Räumen

19. August bis 3. September 2023

"Saaleck bot die perfekte Gelegenheit zur Erforschung monumentaler Themen. Die Möglichkeit für die Stipendiaten physische Denkmäler zu erleben, die mit umstrittenen Hinterlassenschaften behaftet sind, führte zu unglaublichen Diskussionen während der gesamten Dauer des Stipendiums."

- Germane Barnes

Immer häufiger lassen ehemals ausgeschlossene Stimmen die Versäumnisse und diskriminierenden Praktiken von Architektur und Urbanismus deutlich werden – und machen eine umfassende, konstruktive Bestandsaufnahme dieser Disziplinen um so nötiger. Wurden globaler Terror und Auseinandersetzungen bislang vor allem politisch und militärisch begriffen, so tritt langsam, aber deutlich nun auch deren räumliche Dimension zutage. „Design Justice“, oder „Design-Gerechtigkeit“, drängt durch die Ritzen, die von der populären Architekturtheorie und ihren Diskursen oft genug dicht verschlossen wurden. Eine solche Hinwendung zu egalitäreren und nicht-westlichen intellektuellen Ansätzen liefert den Anstoß für das dieDAS-Fellowship 2023 mit dem Titel Monumental Affairs. Designer*innen, Theoretiker*innen, Architekt*innen, Kritiker*innen und weitere Akteur*innen sehen sich vor diesem Hintergrund mit der Herausforderung konfrontiert, die Narrative und die Notwendigkeit von Denkmälern infrage zu stellen.

Monumental Affairs fragt: Wie geht der Prozess der Kanonisierung überhaupt vonstatten? Wer bestimmt, welche Architektur in diesen Kanon eingeht? Welche offensichtlichen oder auch subtilen Formen der Unterdrückung sind dabei am Werk? Und wie lässt sich der Begriff des öffentlichen Raums dazu verwenden, einmal kanonisierte Denkmäler zu demontieren?

dieDAS bietet mit seinen Räumen in Saaleck, Deutschland – dem ehemaligen Wohn- und Wirkungsort des deutschen Architekten und Rassen-Ideologen Paul Schulze-Naumburg und ein früheres ideologisches Zentrum des totalitären Nationalsozialismus – ein belastetes, aber eben auch fruchtbares Umfeld, um taktischen Urbanismus im Sinne architektonischen und räumlichen Widerstands zu begreifen und anzuwenden. Die interdisziplinäre Gruppe, die sich dort einfinden wird, soll versuchen, Architektur als Vehikel für eine alternative Geschichtsschreibung zu verstehen. Die entwickelten Ideen zum Design sollen zudem in Workshops zu Rassismus, Ethnizität, Immigration, Identität, Vertreibung und Nationalismus einfließen. Monumental Affairs stellt sich der kontaminierten Vergangenheit dieses historischen Ortes, seinem umstrittenen Erbe und der ehemals dort praktizierten Exklusion nicht-weißer Architekt*innen und Gestalter*innen.

dieDAS geht diese Themen direkt an und hat dabei stets die Dringlichkeit wie auch die Möglichkeiten der gegenwärtigen globalen Situation vor Auge. Es soll ein Umfeld entstehen, das von Rigorosität, Reflexion und Imagination geprägt ist.

Germane Barnes
Künstlerischer Leiter, dieDAS 2023

"Es ist ziemlich selten, dass man in der Welt des Designs jemandem begegnet, der aufrichtig an Inhalten interessiert ist, und noch seltener gibt es die Gelegenheit, sich auf kritische und offene Weise mit der Schaffung von Inhalten zu beschäftigen. In der Lage zu sein, über entscheidende Fragen unserer Zeit zu debattieren und sich uneinig zu sein, ist die Grundlage eines jeden Designprozesses und die Möglichkeit, zu lernen und neue Visionen von Designern zu entwickeln und zu verwirklichen. DieDas schafft den Rahmen dafür und versucht mehr und mehr, Stimmen und Perspektiven einzubeziehen, die bisher vernachlässigt und marginalisiert wurden.“

- Zeno Franchini

"Die Teilnahme am dieDAS-Stipendium schürt kritische Fragen bezüglich der moralischen Grundlage von Kunst und Design, die auf den Prinzipien des Humanismus, der historischen Anerkennung und der territorialen Introspektion beantwortet werden. Was das dieDAS-Stipendium zu einer wertvollen und fesselnden Erfahrung machte, war zu sehen, wie die theoretischen und didaktischen Werkzeuge, die von den Stipendiaten während unserer gemeinsamen Zeit entwickelt und genutzt wurden, um marginalisierte Räume und Erzählungen zu erlösen."

- Ido Nahari

Von rechts nach links Adam Maserow, Silvia Susanna, Zeno Franchini, Arne C. Wasmuth, Antoinette Yetunde Oni, Yassine Ben Abdallah, Germane Barnes, Tatjana Sprick

Rudelsburg, Mo Asumang, Silvia Susanna, Antoinette Yetunde Oni, Yassine Ben Abdallah, Zeno Franchini, Germane Barnes, Adam Maserow

Zeno Franchini, Silvia Susanna, Antoinette Yetunde Oni, Yassine Ben Abdallah, Adam Maserow, Studio Labour Workshop by Colin Hacklander and Farahnaz Hatam

Workshop with Mo Asumang

Workshop Wildpfanzen sammeln und zum kochen verwenden

Künstlerischer Leiter Germane Barnes

Prof. Kenny Cupers und Adam Maserow

Antoinette Yetunde Oni

Regionaler Ausflug

Zeno Franchini , Antoinette Yetunde Oni, Prof. Kenny Cupers

Regionaler Lehm

Antoinette Yetunde Oni

Workshop mit Ido Nahari, Redakteur bei Arts of the working class

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Das dieDAS-Stipendienprogramm 2023 wurde von dem künstlerischen Leiter Germane Barnes und dem Hauptmentor Zeno Franchini geleitet. Zu den bekannten Mentoren und Vortragenden des Jahres 2023 gehörten die Filmemacherin und Aktivistin Mo Asumang, Prof. Kenny Cupers, Wissenschaftler und Pädagoge, der an der Schnittstelle von Architekturgeschichte, Stadtforschung und kritischer Geografie arbeitet, Nana Biamah Ofosu, Direktorin von YAA Projects Architect, Schriftstellerin und Forscherin, sowie die Architekturhistorikerin und Denkmalpflegerin Prof. Dr.-Ing. Daniela Spiegel, Ido Nahari, Soziologe, Forscher und Schriftsteller, der als stellvertretender Redakteur für Arts of the Working Class, eine Straßenzeitung, die über Kunst, Armut und LABOUR berichtet, tätig ist, sowie das Duo Farahnaz Hatam und Colin Hacklander, das auf Klang basierende Werke schafft. Die Stipendiaten sammelten essbare Pflanzen mit Christine Rauch von Wildrausch.

Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank für ihr Engagement, ihre Zeit und ihre Unterstützung während dieses Stipendiums.